Ich erinnere mich an ein Telefonat von 2001.
Vor 11 Jahren konnte man mit einem Handy noch nicht einmal MMS verschicken, nur das WAP, den quasi Vorgänger vom Internet auf dem Handy, wurde beworben. Hat aber glaube ich kein Kunde verstanden und war maximal von Nerds nutzbar, die hießen aber damals noch nicht so. Von einem Farbdisplay haben wir noch nicht einmal geträumt. Kamera im Handy? Was soll das denn, brauch´ ich nicht. Die aktuellsten Modelle in der Werbung waren Nokia 3310, 6210,Siemens s35 und c35. Und Superluxus: Nokia 8850 im "edlen Chrom-Design", 4 Spiele, Schieber über der Tastatur. 999,- DM mit Vertrag.
Jetzt also mein Telefonat von damals:
"Guten Tag, mein Name ist Orth, ich interessiere mich für ein Siemens-Handy.
Meine Frau hat mir davon erzählt. Das ist so ein Handy, das informiert einen, wenn man seinen Herd zu Hause nicht ausgemacht hat."
"Sie wollen jetzt aber nicht so ein Handy bei mir kaufen…?"
"Doch, doch, das ist kein Witz, Ich hab mir nämlich gedacht, wenn bei mir im Garten das Licht angeht, weil ich da so einen Bewegungsmelder habe, dann könnte mich doch das Handy über Einbrecher informieren…?"
"Und wen soll das Handy informieren, wenn der Herd an geblieben ist? Kochen Sie oder Ihre Frau?"
Herr Orth war seiner Zeit weit voraus, ich denke ich sollte ihn mal wieder kontaktieren. Vermutlich hat er in seinem Hobbykeller inzwischen reihenweise APPs entwickelt. Die Rentner von heute beschäftigen sich nämlich nicht mehr mit profanen Laubsägearbeiten oder ihrer Modelleisenbahn.
Und wenn er heutzutage mit seiner Frau nach Hause kommt, ist das Essen schon fertig gekocht, weil er den Herd jetzt auch schon von unterwegs über seine neue APP ein-schalten kann.
Die ganze Idee von Herrn Orth beruhte wohl auf einem damals aktuellen e.on-Werbespot mit Götz George. Eine Werbung, die uns in Aussicht stellte, was in Zukunft mit Strom möglich sein könnte.
Wir erinnern uns:
Herr George war auf seinem Segelboot in der Karibik zu sehen. Und er demonstriert einem Freund, wie er die gesamte Stromversorgung in seinem Haus per Fernbedienung steuern kann. Rollläden hoch und runter, Licht an und aus in unterschiedlichen Räumen. Seine erstaunte Putzfrau, die es sich in diesem Moment in seinem Haus auf dem Bett gemütlich gemacht hatte, wird, da es sich um ein elektronisches Klappbett handelt, bei dieser Gelegenheit eingeklappt.
Und da war der Freund in der Karibik wohl sehr beeindruckt, was der Götz mit dieser Fernbedienung vermutlich so alles ein-, aus- und umschaltet. (Konnte er in der Karibik ja nicht sehen). Und das muss wiederum Frau Orth auch beschäftigt haben. Vielleicht weil sie keine Haushaltshilfe hat. Weiß man ja auch gar nicht, was die alles so alleine anstellen. Und das alles und ihre eigenen Gedanken hat Frau Orth dann wohl Herrn Orth erzählt...
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