Während ich gerade mit einem jungen Paar ein Vertragsgespräch führe,
stellt ein sportlich gekleideter Herr um die 60, mit
Fahrradhandschuhen, Fahrradhelm und Radlerhosen sein Fahrrad im Eingang des Ladens ab. Nicht davor, nicht im Laden, sondern im Eingang...freistehend
auf dem integrierten Fahrradständer. Diese Handlung irritiert mich. Im
weiteren Verlauf meines Verkaufsgesprächs schaut er ungeduldig meinen
Kunden über die Schulter und um den Tresen herum.
"Vielleicht
möchten Sie sich solange setzten" , versuche ich meine Kunden vor dem
indiskreten Herren, der auf Aufmerksamkeit aus ist, zu retten.
"Nein, ich möchte vielleicht nicht sitzen."
Nun gut, meine Blicke sprechen vermutlich Bände und den Radfahrer verlässt die Geduld.
"Dann gehe ich eben wieder, wenn ich ihnen unsympathisch bin."
Eine weitere Kundin stellt sich zu meinem Kundenpaar an den Tresen und legt ihr Handy ab.
"Setzen Sie sich doch bitte solange, ich habe noch Kunden und kümmere mich gleich um Sie."
Keine Reaktion. Stattdessen klappert sie mit ihren langen Fingernägeln auf dem Tresen.
Meine
Kollegin kommt hinzu, spricht sie an: "Wie kann ich Ihnen helfen?",
wieder keine Reaktion. Dieser Kundin war offensichtlich auch nicht mehr
zu helfen. In ihrem Handy wurde im Display die Aufforderung zur
PIN-Eingabe angezeigt. Ihre PIN wusste sie nicht, ihre Telefonnummer
auch nicht. Aber sie bestand darauf, dass alles mit ihrer vorgelegten
Bankkarte zu lösen ist. Als weitere Erklärung gab sie an: "Ich wohnen
schließlich da vorne!" Wegen unseres Unverständnisses verlässt sie laut schimpfend den Laden.
Und noch ein Kunde kommt in den Laden, sieht mich an
und begrüßt mich freundlich: " Ach die Farben passen ja schön zu Ihrem
Kleid!"
Wobei er eigentlich zum Ausdruck bringen wollte, dass die
Farben meines Kleides zum Farbthema des Ladens passten. Naja, die Hitze.
Alle irgendwie verwirrt.
Das junge Pärchen verabschiedet sich, nach endlich vollbrachtem Vertrag, freundlich, nachsichtig mit den Worten:
"Wir wünschen Ihnen noch zurechnungsfähige Kundschaft".
Und meine Kollegin Frau G. aus N. ist schon am Nachmittag des Tages der Meinung, dass die nahegelegene psychiatrische Anstalt doch jetzt ihre Patienten alle mal wieder per GPS einsammeln könnte.
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