Montag, 30. September 2013

Ein ganz "normaler" Arbeitstag

Der Franzose kommt herein. Normalerweise spricht er fließend Deutsch mit stark, französischem Akzent. Er lebt seit ca. 30 Jahren in Deutschland. Ein freundlicher Herr, mittleren Alters, gemütliche Figur, der Schnurrbart ist an den Enden hochgeringelt.
"Isch möchte wissen wie isch..., ach, wie heissd das..., wie isch da rrrein komme, in das..., hmmm, also isch kann da nicht rrrein..." fuchtelt mit seinem Handy in der Luft ringt, weiter mit den Worten: "Ahh.., der Navigation.., isch kann da nischt rrrauf..."
Während er weiter nach den richtigen Worten sucht, will ich zu seinem Handy greifen, um schon mal das Navi aufzurufen. Er fuchtelt weiter mit dem Handy, gibt es mir aber nicht.
"Na wenn nischt, dann gehe ich dahin, wo isch es gekauft habe - Dankeschön, warrr sehrrr nett."
Und geht wieder.
"Gerne", werfe ich ihm noch fröhlich nach.


Später stehe ich am Rechner, gebe Kundendaten ein, im Gespräch mit einem Paar, welches vor dem Tresen steht und einen Vertrag abschließen will.
Von der Seite stellt sich ein weiterer Kunde direkt hinter meinen Computer und sieht mich auffordernd an.
"Haben Sie bitte noch etwas Geduld, ich bin gerade im Kundengespräch", sage ich höflich zu ihm.
"Ich hab´ nur eine Frage."
"Sie müssen bitte noch etwas warten."
"Nein."
"Doch."
"Ich will nur wissen, ob sie mir etwas zu einem Gerät erklären können, was ich woanders gekauft habe."
"Ich bin gerade im Kundengespräch."
Geht schimpfend raus.
"Na wenn sie keine Ahnung haben!"

Inzwischen sind noch zwei weitere Kundinnen hereingekommen, die aber geduldig und in angemessenem Abstand zum Tresen warten.
Zielstrebig betritt eine 5. Kundin den Laden, steuert auf den Tresen zu, stellt darauf, neben meinen Kunden, wortlos ihre große Tasche ab, holt ihre Brille raus, schaut mich an.
"Entschuldigen Sie bitte, ich habe noch einige Kunden." Mache eine ausladendende Handbewegung zu all meinen aktiven und wartenden Kunden. "Wenn sie sich solange noch setzen möchten."
"Kundin nimmt ihre Tasche macht kehrt und schimpft in Richtung Ausgang gehend
"Ich wollte ja nur mein Handy aufladen!!!"

Ist schon wieder Vollmond?



Mittwoch, 11. September 2013

Unentbehrliche Smartphones verzogener Gören

Aufgrund einer Beobachtung eines Lesers im Supermarkt fällt mir auf, dass eine besondere, nicht unerhebliche Anzahl von Handynutzerinnen in meinem Blog bisher kaum Beachtung gefunden hat, aber vermutlich schon bei vielen Lesern Fragen und Unverständnis hinterlassen hat.
Es handelt sich hierbei um Teenagerinnen, deren Blick sich nie, auch nicht beim Bezahlen an Kassen, von Ihrem Handy löst. Sie laufen ohne aufzublicken durch den Straßenverkehr und auf Bahnhöfen im Trödeltempo, folgen ihren Müttern blind und auf mysteriöse Weise, immer fest den Blick auf das Smartphone gerichtet, als wenn sie eine Mama-App haben, die ihnen den Weg auf dem Handy weist. Die Kamera wird nicht für Sehenswürdigkeiten im Urlaub genutzt sondern ausschließlich für Selbstportraits. Die Kamera wird dabei leicht über Kopfhöhe gehalten, der Blick leicht unterwürfig-debil nach oben gerichtet, Brust raus und der Mund zur Schnute geformt. (Soll wohl sexy aussehen, bin aber auch sicher nicht die passende Zielgruppe). Mit diesen  Fotos wird dann alle 2 Tage auf Facebook der Status aktualisiert. "Eileen hat ihr Profilbild geändert". Worauf die beiden besten Freundinnen mit "Wie hüpsch", "Du sichst toll aus" o.ä. antworten. Die Zeit dazwischen wird mit WhatsApp-Nachrichten ausgefüllt. Aus ihrer Richtung ertönt alle 2 Minuten der Standard 5-Ton Pfeifton der Firma Samsung.
Sollten diese jungen Frauen zufällig kurzfristig in der Lage sein, einer geregelten Arbeit nachzugehen und sich einige Arbeitgeber über häufige und lange Toilettenbesuche wundern:
Seht Euch mal die Fotos genauer an, sie werden nach dem Schminken am Waschraumspiegel gemacht. Zu erkennen am Kachel-Hintergrund.  Neue Kacheln, neuer Job, neus Glück...
Und eine GPS-Analyse oder ein Zeitabgleich würden sicher ergeben, auch direkt von dort versendet. Alternativ müssen die Mädchen "rauchen gehen", wobei sie aber keine Unterhaltungen mit anderen Rauchern führen sondern telefonieren...
In der Steigerung habe ich sogar wiederholt erwachsene Frauen erlebt, die WÄHREND der Tarifberatung im Shop ununterbrochen den Blick auf das Handy halten und bei Bedarf mit?-schreiben.
Was mich völlig verunsichert, weil ich nicht weiß, ob sie mir nur mit den Ohren folgen, jemandem irgendetwas schriftlich antworten, ferngesteuert sind oder meine Ausführungen mitschreiben.
Wenn ich ihnen eine Weile still zusehe, damit sie das scheinbar irre Wichtige da auf ihrem Handy in Ruhe beenden können, bemerken sie mich erst wieder, wenn ich vorsichtig auf mich aufmerksam mache oder den Verkaufsraum verlasse.
"Entschuldigung, dauert das noch etwas?"
"Wieso?"
"Ich warte, wenn es wichtig ist, damit sie es beenden können."
"Nee, brauchen Sie nicht."
Woraufhin das Handy selbstverständlich nicht weggesteckt wird.

Vermutlich kennen Eltern das auch vom Abendbrottisch.

Die Frage lautet:
Was passiert wenn einer Süchtigen das Handy kaputt oder verloren geht?
Antwort:
AUSNAHMEZUSTAND in der ganzen Familie!

Die Tochter hätte definitiv KEIN angemessenes Ersatzgerät. Die möglichen Leih-Geräte von Vater und Mutter können auf gar keinen Fall Ihren Ansprüchen für die Nutzung von -Selbstporträts auf Facebook posten- genügen. Auch würde sie annehmen, dass es sich hierbei um ein Vorkriegsmodell handelt und das bemitleidenswerte Mädchen würde in der Schule dem garstigsten Mobbing ausgesetzt sein.
Einen Reparaturfall, und die die damit verbundene Zickigkeit der Tochter, auch nur von den üblichen 2 Tagen, würde IHRE MUTTER nicht ertragen und würde gezwungen sein, auch gegen die vernünftige Beratung der Mobilfunkfachverkäuferin, Papas wenig genutzten Vertrag UMGEHEND in einen überflüssigen Internettarif umzuwandeln, damit die verzogene Göre SOFORT das nächst-bessere Smartphone bekommt.

Schickt mir doch gerne Eure Erfahrungen mit dieser (un)gewöhnlichen Spezies von Mobilfunkteenagerinnen. Jungs machen sowas wohl nicht. Und da stellt sich ja die nächste Frage:
Wieso machen Jungs das nicht?